Notlandung mit der ZLIN 126 in PÖLS
Vzlt i.R. Franz Lichtenegger beschreibt diesen Flug mit anschließender Notlandung wie folgt:
Am 12. Juni 1962 war ich zu einem Ausbildungsflug mit dem Fluglehrer Wm Franz Gutmann eingeteilt, welcher wegen seiner schroffen Art, den Schülern das Fliegen beizubringen, gefürchtet war.
Nach den letzten theoretischen Einweisungen der Notverfahren starteten wir um 08.15 GMT vom Fliegerhorst ZELTWEG (LOWX – damalige Bezeichnung) Richtung Westen. Wir waren ca. 10 Minuten unterwegs, als plötzlich auf ca. 1000 m Höhe ein lauter Knall das Motorengeräusch des Vierzylinders beendete und ein Pleuel explosionsartig durch das Kurbelgehäuse des Motors schlug.
Unter uns die Ortschaft PÖLS, es war auf einmal ganz ruhig im Flieger und ich fragte mit ängstlicher Stimme meinen Fluglehrer: „Wos moch ma jetzt?“ Dieser befahl mit lauter Stimme: „Wia ma´s glernt hobm – weg mit da Kabin, mia haun den Flieger aufs Kreuz, ziehen den Splint und steign aus!“
Ich griff auf mein Hinterteil, um zu kontrollieren, ob mein Fallschirm noch da war, denn diesen benötigte man schließlich, um nach dem Verlassen des Flugzeuges der Schwerkraft einigermaßen entgegenzuwirken – aber zu diesem angekündigten Manöver kam es dann doch nicht.
Inständig versuchte ich meinem Fluglehrer klarzumachen, dass ich als Fliegerneuling viel zu viel Angst hatte mit dem Fallschirm auszusteigen. Lehrer Gutmann hatte die Lage aber voll im Griff und ließ mich während des nahezu geräuschlosen Gleitfluges wieder nach unten zur Mutter Erde blicken.
Da sah ich plötzlich eine große Wiese nahe der Ortschaft PÖLS, sie schien mir als Flugschüler sehr geeignet für eine Notlandung – unverzüglich meldete ich diese Beobachtung meinem Lehrer. Dieser antwortete kurz und bündig: „Bist narrisch – soweit geh ma nicht z´Fuß nach PÖLS!“ Gutmann übernahm die Steuerung mit den Worten: „Des wea ma glei habn!“
Unvorstellbar schnell leitete er den gezielten Sinkflug ein, um genug Fahrt aufzunehmen. „PÖLS – wir kommen!“ – Mit einer Entschlossenheit zog der Benny, wie wir ihn immer nannten, den Flieger zielstrebig zur Ortschaft. Als ich dachte: „Oh mein Gott!“, sah ich nur noch sehr nahe den Kirchturm vorbeiziehen und hörte den Befehl: „Halt di an – glei krocht´s!“
Gutmann hatte für die Notlandung ein Feld am Ortsrand von PÖLS ausgewählt, er wollte ja wie bereits erwähnt nicht so weit zu Fuß gehen. Kurz vor dem Aufsetzen zog er die ZLIN in einen flachen Gleitflug und stieg voll ins Pedal vom Seitenruder, dies war notwendig, um mit einer Schräglandung das Fahrwerk abzureißen, damit die Maschine mit den Rädern nicht in den weichen Ackerboden einsinkt und sich überschlägt.
Dann rumpelten wir noch ein paar Sekunden am Erdboden dahin, bis es schließlich ganz still war. Gutmann befahl unverzüglich: „Schnell aussi, bevor de Kraxn brennt.“ Wir liefen beide mit dem Fallschirmpackerl am Hinterteil so schnell wir konnten von der Maschine weg. In sicherer Entfernung zum Flugzeug kam dann aber doch ein wenig die Nervosität meines Lehrers zum Vorschein – mit zittriger Hand fragte er mich: „Wüst a Zigrett´n?“ – Da waren wir das erste Mal per Du! Trotz meines damals jugendlichen Alters war mir mein wiedergegebenes Leben wichtiger als eine Zigarette zu rauchen.
Dieses Erlebnis begleitete mich während meiner gesamten Fliegerlaufbahn (1962 bis 2003). Ich selbst war von 1966 bis 2003 Hubschrauberfluglehrer beim ÖBH. Fluglehrer Franz „Benny“ Gutmann verstarb laut meinen Aufzeichnungen am 9. Oktober 2002.
Die notgelandete Maschine nordwestlich von PÖLS.