Mig’s in ZELTWEG

„Friendly“ MiG`s über dem Aichfeld – ein ungarisches Fliegerregiment zu Besuch in ZELTWEG

Bericht von Bösel Kurt, Vzlt i.R. und ehem. Angehöriger der 1. Staffel

Es war am 20. Mai 1996, als nach Einladung durch das BMLV eine Abordnung eines ungarischen Fliegerregiments mit insgesamt fünf Flugzeugen einen Truppenbesuch bei der 1. Staffel in ZELTWEG machten. Gekommen sind zwei MiG 21 und zwei MiG 23, um mit unseren Drakenpiloten einige gemeinsame Übungen zu absolvieren. Das zur Durchführung des Flugdienst benötigte Bodenpersonal sowie das Equipment kam als Vorhut mit einer Antonow AN-26 von der „Kamel“ Transportfliegerstaffel angeflogen.

Alle zusammen gehörten zum 59. Szentgyötgy Dezsö Repülobazis, stationiert am Flugplatz PAPA, in Westungarn gelegen. Dieser Flugplatz wurde nach dem NATO-Beitritt Ungarns auch als Stützpunkt für die Transportflugzeuge der NATO ausgebaut und beherbergt nun das Heavy Airlift Wing, ausgestattet mit vier C-17 „Globemaster“.

Ich als Zeitzeuge habe diesen interessanten und einmaligen Besuch so gut es eben ging mit meinen Fotos für die „Nachwelt“ dokumentiert.

Das Abzeichen der Luftwaffe als man schon NATO-Mitglied war. (Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ungarische_Luftstreitkr%C3%A4fte#/media/Datei:Hungarian_Air_Force_emblem.svg)

Wie so oft bei solchen Anlässen, wurden auch unsere ungarischen Gäste von unserem Hubert STRIMTZER mit einer Saab 105, besetzt mit einem Fotografen der Lichtbildstelle, bereits in der Luft empfangen und zum Fliegerhorst geleitet. Und auch Doro KOWATSCH ließ es sich nicht nehmen, seine Gäste mit einer Draken-Rotte bereits über dem Burgenland „abzufangen“.

Einigermaßen groß war dann sicherlich die Ernüchterung bei unseren Drakenpiloten, als man beim ersten gemeinsamen Briefing erfuhr, dass die MiG-Piloten der Ungarischen Fliegerkräfte nur eine bescheidene Jahresflugzeit von ca. 40-50 Stunden aufweisen konnten. Diese Stundenanzahl steht jedenfalls weit unter dem internationalen Standard für Jetpiloten, die bei ungefähr 100 Jahresflugstunden liegt. Deshalb wurde aus Gründen der Flugsicherheit auf extreme Flugmanöver und Übungen in „close formation“ verzichtet.

Zum Abschluss der Übungswoche begleiteten zwei S 35 Ö die ungarische Delegation wieder zurück in ihr Heimatland und absolvierten damit gleichzeitig unseren Gegenbesuch!

Diesmal will ich nun statt Wort über diese einzigartigen Flugzeugtypen mehr Bilder folgen lassen. Durch die tagelange Stationierung bei der 1. Staffel war es mir halt möglich, so noch nicht oft gesehene Nahaufnahmen machen zu können und nun einem breiteren Publikum zu zeigen.

Das Fly-In zum Truppenbesuch

Das Vorkommando landet in Zeltweg mit einer Antonow AN-26, NATO-Code „Curl“, einem mittleren Truppentransporter, der ursprünglich aber als „taktischer Kampfzonentransporter“ gebaut worden ist und im Ostblock verbreitet eingesetzt war. Ab 1969 wurden davon in unterschiedlichsten Versionen knapp über 1400 Maschinen gebaut.

Der Transportflieger AN-26, ein im Ostblock weitverbreitetes „Arbeitspferd“, kurz vor dem Touch down in ZELTWEG.
Die AN-26 gab es auch in der Version als Passagiermaschine und wurde u.a. auch in der ehemaligen DDR eingesetzt (übernächstes Foto).
Die ungarische Delegation richtet sich für ihren Aufenthalt bei der 1. Staffel ein! Markant das seitliche Bullauge für den Beobachter.

In eigener Sache: Ich glaube nicht, dass viele Österreicher jemals mit so einem Flugzeug mitgeflogen sind, ich auch nicht. Aber ich war mit einer An-24 “Coke”, dem Vorgänger der An-26, unterwegs. Um genauer zu sein, es war 1970, als ich zu DDR-Zeiten eine „Winterreise“ an die Ostsee unternahm, um bei meiner dort lebenden ehemaligen Freundin die Weihnachtsfeiertage zu verbringen. Von SCHWECHAT flog ich damals mit einer Tu 134 „Tuschka“ der INTERFLUG nach BERLIN-SCHÖNEFELD. Ja, und von dort ging es dann mit einer weiteren AN-26 weiter nach BARTH, dem zwischenzeitlich aufgelassenen Regionalflughafen bei STRALSUND. In Erinnerung bleibt mir ein Flug unter Sichtflugbedingungen in relativ geringer Höhe und unter einem bleiernen, grauen Winterhimmel über schneebedeckte Landschaft.

Genauso eine AN-26 bestieg ich 1970 zum Weiterflug an die Ostsee. Und auch die Wetterbedingungen passen zu meinem damaligen Flug! (Source: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8c/Antonov_An-26T%2C_Aeroflot_AN1047244.jpg)

Dass ich dann meine Rückreise von BERLIN-SCHÖNEFELD nach SCHWECHAT statt mit einer INTERFLUG-Maschine mit einem Dampfzug durch die CSSR machen musste, weil der Flughafen WIEN-SCHWECHAT wegen Nebels geschlossen war, fällt wohl in die Kategorie „Eisenbahnromantik“ und ist eben eine andere Geschichte.

Die Hauptdarsteller sind unterwegs nach Österreich

Die MiG 21 MF, NATO-Code „Fishbed“ verfügt über einen beweglichem Lufteinlasskegel!
Das join-up mit den beiden MiG 23, NATO-Code „Flogger B“ über dem Burgenland durch eine Draken - Rotte.
Die zwei MiG 23 nähern sich dem Fliegerhorst ZELTWEG, die Schwenkflügel sind bereits auf Landekonfiguration ausgefahren!

MiG 21 und MiG 23 wie auf dem Präsentierteller!

In wenigen Sätzen will ich doch noch auf ein paar Besonderheiten dieser Flugzeugtypen aus Sowjetproduktion hinweisen:

  • Die MiG 23 war mit einem robusten Fahrwerk ausgestattet, damit waren auch Landungen auf Graspisten möglich. Sie war ein Flugzeug für die Luftverteidigung und erreichte eine Geschwindigkeit von nahezu Mach 2,5.

  • Egal, welche Type oder welches Baujahr aus sowjetischer Fertigung – alle Radfelgen waren mit grüner Farbe gestrichen!

  • Mit der Schwenkflügeltechnik der MiG 23 waren die Sowjets der USAF um ca. 3 Jahre voraus.

  • Auffällig bei der MiG 21 auch das überlange Staurohr.

  • Die ungarischen Luftstreitkräfte behielten lange noch die in den WAPA-Staaten verwendeten Ziffern für die taktischen Kennzeichen der Flugzeuge bei.

  • Noch ein Wort speziell zur MiG 21: Sie wurde im Jahr 1959 in Dienst gestellt, und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von sagenhaften 2229km/h!

Als letztes Flugzeug verlässt die AN-26 nach Abschluss der Übung wieder den Fliegerhorst ZELTWEG

Sicher interessant für alle Fliegerfans unter uns ist es, dass eine MiG 23 BN – im Flug sieht man diese Maschinen ja leider nicht mehr – im Fliegermuseum in MÜNCHEN – OBERSCHLEISSHEIM zu besichtigen ist. Die Maschine ist mit vielen Plexiglasfenstern versehen, und somit museumsgerecht aufbereitet worden. Dadurch gewinnt der Besucher einen guten Einblick ins hochinteressante technische Innenleben. Wie man auch sieht, war diese MiG 23 seinerzeit in der DDR bei der Nationalen Volksarmee im Einsatz.

Aber wer glaubt, die Geschichte der MiG 21 Fishbed sei damals bald vorbei gewesen, der irrt aber gewaltig. Immerhin fand der Erstflug des vom sowjetischen Konstruktionsbüro Mikojan-Gurewitsch entwickelten Abfangjäger bereits am 14. Februar 1955 statt und von ihm wurden, in vier Generationen, fast 10.300 Maschinen gebaut. Und so lohnt sich ein Blick in das Jahr 2021, wo die Erfolgsstory der MiG 21 noch in zwei Betreiberstaaten weitergehen soll, mit einem gewissen Ablaufdatum natürlich.

Da wäre einmal Rumänien, wo man vor Jahren schon die MiG 21 MF – Flotte durch die israelische Industrie auf die Version LANCER mit neuem Radar, Helmvisier und neuer Bewaffnung modernisieren ließ. Ein Ende der Nutzungsdauer ist da noch nicht ganz abzusehen.

Hier im Bild eine rumänische MiG 21 MF LANCER im neuen Look. (Source: https://airlinestravel.ro/wp-content/uploads/2021/02/avioane-de-vanatoare-mig-21-romania.png)
Ein Kampfflugzeug während des Kalten Krieges für den Kalten Krieg produziert! (Source: https://img.fruugo.com/product/4/48/14237484_max.jpg)
Hat der Saab J 35 Draken eine markante Silhouette, so kann man es von der MiG 21 mit dieser Flügelgeometrie auch behaupten. (Source: https://th.bing.com/th/id/OIP.xaxOXIAkyP97pBP10UOiBQHaE8?pid=ImgDet&rs=1)

Zu erwähnen in diesem Zusammenhang sei auch, dass zur AIRPOWER 2003 in ZELTWEG auch eine Abordnung einer MiG 21-Staffel aus TMISOARA eingeladen worden war und die Besucher mit einer eindrucksvollen Flugvorführung der MiG 21 MF LANCER begeistert hat.

Im Vordergrund eine rumänische MiG 21U, eine zweisitzige Version, kurz vor der Rückverlegung nach Rumänien.

Der zweite Staat ist KROATIEN, wo dieses Flugzeug noch immer im aktiven Dienst steht, und wo es nun einen aktuellen Anlass zur Berichterstattung gibt. So hat die Regierung am 25. November 2021 den Kaufvertrag mit der französischen Firma Dassault über den Erwerb von 12 gebrauchten Rafale-Kampfflugzeuge unterzeichnet, um die noch verbliebenen 8 MiG 21 ab dem Jahr 2024 zu ersetzen. Die Entscheidung seitens Kroatien zugunsten der Rafale viel nach einem Auswahlverfahren aber schon im Mai 2021.

Eine MiG 21 der kroatischen Luftwaffe, wie sie bis 2024 noch fliegen werden. (Source: https://www.digitalcombatsimulator.com/upload/iblock/ac5/Screen_200711_145831.jpg)

Bildnachweise: 

  • eigene Aufnahmen Autor
  • Angaben unter dem jeweiligen Bild

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