KUNSTFLUGSCHWARM
" SILVERBIRD "
Seitdem die Stückanzahl an Luftfahrzeugen im Österreichischen Bundesheer gegeben war, wurde und wird der militärische Verbandsflug trainiert. Die Militärpiloten trainieren regelmäßig Flugmanöver, die in der Zivilluftfahrt zum Teil dem Kunstflug zugerechnet werden. Dabei wird aber weniger auf Präzision im Sinne des sportlichen Kunstfluges geachtet (exakte Winkel, kreisrunde Loopings etc.), sondern das Ziel ist, möglichst präzise bestimmte vorgegebene Figuren auch in den Grenzbereichen der Aerodynamik und der Leistungsparameter des Flugzeugs zu fliegen, um mit den Eigenschaften des Luftfahrzeugs vertraut zu werden oder zu bleiben. Dies dient unter anderem dazu, im Luftkampf die Leistungsfähigkeit des eigenen Flugzeugs bestmöglich auszunutzen.
In den Mitte 1960iger Jahren hatten die Österreichischen Luftstreitkräfte die beiden Düsenluftfahrzeuge De Havilland DH.115 Vampire, Saab J-29F Tonne und Fouga CM-170 Magister.
Die DH.115 Vampire und die Saab Tonne wurde in Österreich nicht für den öffentlichen Kunstflug bestimmt.
Die Fouga Magister ist ein zweisitziges Ganzmetall-Schulungs-Strahlflugzeug mit V-förmiges Leitwerk und hintereinander angeordneten Sitzen. Angetrieben wurde das Luftfahrzeug von zwei Turbomeca Marbore IIA mit 397kp Schub, die jedoch ziemlich verzögernd ansprachen. Die Maschine hatte ein maximales Startgewicht: 3.200 kg und konnte bis 720 km/h schnell fliegen. Zudem wurde die Zelle mit einem g-Messer überwacht.
Ein erstes Auftreten mit vier Fouga Magister im Verbandsflug fand am 20.Mai 1966, anlässlich der Taufe der Sud Aviation Caravelle „Steiermark“ von der österreichische Fluggesellschaft Austrian Airlines am Flugplatz GRAZ-THALERHOF statt. Es flogen die Militärpiloten Offiziersstellvertreter GUGGENBERGER, Oberwachtmeister HEROLD, Oberwachtmeister STRIMITZER und Offiziersstellvertreter WEGENSTEIN.
Im Sommer, 11.August 1966 führten dieselben Piloten am Flugtag am KLOPEINERSEE den Verbandsflug vor. Und am 04.Septemeber 1966 zeigten sie beim Flugtag in LANGENLEBARN ihre Künste.
Die eigentliche Entstehung des Kunstflugschwarms „Silverbird“ geht auf das Jahr 1967 zurück. Mit dem Auftrag, beim Eisflugtag in KRUMPENDORF am Wörthersee mit vier Fouga Magister die Luftstreitkräfte würdig zu vertreten, wurde die damalige 1.Staffel des Schulgeschwaders II in THALERHOF betraut. Nun begann ein Team unter der Führung von Oberwachtmeister SCHÖNHERR mit dem Training in 4er-Verbandflug. Man konnte dabei auf die Erfahrung welches ein Team mit Offiziersstellvertreter GUGGENBERGER, Oberwachtmeister HEROLD, Oberwachtmeister STRIMITZER und Offiziersstellvertreter WEGENSTEIN im Jahr 1966 gemacht hat, zurückgreifen. Durch Abwanderung von drei Piloten dieses Teams zur Austrian Airlines, rekrutierte sich eine neue Mannschaft unter ‚leader‘ Oberwachtmeister SCHÖNHERR Dietmar, ‚left wing‘ Oberwachtmeister STRIMITZER Hubert, ‚right wing‘ FRÖSCHL Hans und ‚slot‘ Oberwachtmeister KOFLER Egbert. Die besondere Schwierigkeit beim Verbandflug mit der Fouga Magister lag bei der langsamen Beschleunigung und die geringe Leistung der Triebwerke. Dennoch konnte ein attraktives Programm mit Looping, Rollen, engen Kreisen in verschiedenen Formationen und als Abschluss ein Split down mit anschließender Kreuzung eingeübt werden. Nach dem Erfolg in KRUMPENDORF wurden im Jahr 1967 die Flugtage in KLAGENFURT, GRAZ-THALERHOF, KAPFENBERG, TRIEBEN, TIMMERSDORF, GMUNDEN, KLOPEINERSEE, VELDEN, WIEN-ASPERN und als Abschluss der Höhepunkt der Flugtag in WELS bestritten.
Im Jahr 1968 wurde die 1.Staffel von GRAZ-THALERHOF nach ZELTWEG verlegt. Es erfolgten noch zwei Einsätze, bei der Eröffnung und er Schlussfeier der Weltmeisterschaft im Fallschirmspringen in GRAZ-THALERHOF. Diese Vorführungen waren fliegerisch sicherlich der Höhepunkt an Präzision mit der Fouga Magister. Danach wurde die Tätigkeit des Kunstflugschwarms „Silverbird“ aus nicht einsichtigen Gründen stillgelegt bzw. aufgelöst. Bis zum Ausscheiden der Fouga Magister im Jahr 1972 waren bei Flugtagen und ähnlichen Veranstaltungen nur mehr Überflüge bzw. Einzelkunstflug (Offiziersstellvertreter MALLIGA) gestattet. 1972 erfolgte die Umrüstung der Staffel von Fouga CM.170 Magister auf Saab 105OE.
Im Jahr 1975 erfolgte die Wiedereinsetzung der „Silverbird“ anlässlich des Grand Prix von Österreich am ÖSTERREICHRING. Rund 100.000 Zuseher waren über das Kunstflugteam vor dem Formel 1 Rennen begeistert. Personell wurde nur die Nr.4 nach dem Ausscheiden von Oberwachtmeister KOFLER aus dem Bundesheer durch Vizeleutnant EHRBAR Wilhelm ersetzt. Um die metallfarbenen Flugzeuge in der Luft besser sichtbar zu machen, wurden Teile der Tragfläche mit signalroter Folie beklebt.
Beim 1.Divisionsflugtag 1975 (1.Flugtag der Fliegerkräfte) am 6.September, in LANGENLEBARN waren die „Silverbird“ mit attraktivem Programm eindeutig der Höhepunkt. Die Vorzüge der Saab 105, leistungsstarke und schnell reagierende Triebwerke konnten beim Verbandskunstflug voll ausgespielt werden. Die nebeneinander liegenden Sitze stellten keinen gravierenden Nachteil dar. Das erfolgreiche Auftreten der „Silverbirds“ beim Flugtag dürfte die oberste Führung veranlasst haben, das Team im Jahr 1976 zum International Air Tattoo (Großflugtag) nach GREENHAM Common in England zu entsenden. Es ist dies die größte Militärluftfahrtveranstaltung in Europa, bei der auch in verschiedenen Kategorien Preise vergeben werden. Zu diesem Zwecke erhielten die Flugzeuge des Teams einen attraktiven Sonderanstrich. Tragflächen Ober- und Unterseite teilweise, Seiten und Höhenflossen waren in Signalrot gehalten und am Rumpf ein gelb-schwarzes Zackenband. (Die Signalroten Plastikfolien hatte sich auf die Dauer nicht bewährt. Diese wurden spröde und lösten sich ab, was beinahe zu einen Unfall geführt hatte.)
Ähnlich war es um das Abzeichen des Kunstflugschwarms bestellt. Nachdem das erste Abzeichen der Silverbirds zu Verwirrung und bei Unwissenden zu Verwunderung führte, zudem international schwer erkennbar war, woher dieser Kunstflugschwarm kam, wurde ein neues Abzeichen entworfen. In Anlehnung an das erste Abzeichen wurde der Schriftzug erweitert – ‚austrian aerobatic team‘. Somit war die Nationalität eindeutig. Die vier Spitzen wurden passend zur Teambezeichnug silbern und von unten links nach oben rechts schräg angeordnet. Das Hoheitszeichen wurde sodann von der linken auf die rechte Seite gesetzt und der Schriftzug wurde vereinfacht. Dieses Abzeichen wurde dann 1976 getragen.
Das erste Auftreten einer österreichischen Kunstflugverbands fand in der internationalen Presse, Fernsehen und Fachwelt ihren positiven Niederschlag. Für die Piloten und Techniker ergaben sich erstmals internationale Kontakte. Es wurde festgestellt, dass auch große Luftwaffen trotz modernen Ausrüstung „nur mit Wasser“ kochen.
Leider wurde die Popularität der „Silverbird“ national nicht weiter genutzt und so kam es nur mehr zu einem weiteren Auftritt beim 2. Divisionsflugtag 1976 in ZELTWEG. Der Kunstflugschwarm „KARO AS“, gebildet von Offizierspiloten der 2.Staffel des Jagd-Bomber-Geschwaders hatte seine Tätigkeit aufgenommen. So ergab es sich, dass beim 2. Divisionsflugtag 2 sich rivalisierenden Teams auftraten. Die nicht angekündigte Auflösung der aus Unteroffizieren bestehenden „Silverbird“ nach dem Flugtag in ZELTWEG hat größtenteils Unverständnis und Unmut ausgelöst. Mit diesem bitteren Beigeschmack endet die so erfolgreiche Geschichte der „Silverbird“.
Das Programm der Silverbirds war:
- Mehrere Loopings
- Rollen
- Einem Bomb-Burst
- Anschließendem Cross Over
- Langsamer Überflug
- Schneller Überflug
Vierer-Verband Fouga Magister „Silverbird“ 1966
Besatzung: Offiziersstellvertreter GUGGENBERGER, Oberwachtmeister HEROLD, Oberwachtmeister STRIMITZER, Offiziersstellvertreter WEGENSTEIN)
12.05.1966 Erstes Auftreten mit 4 Fouga Magister im Verbandsflug anlässlich der Taufe der AUA Caravelle „Steiermark“ am THALERHOF
11.08.1966 Flugtag am KLOPEINERSEE
04.09.1966 Flugtag in LANGENLEBARN
Silverbird 1967
Besatzung: Oberwachtmeister SCHÖNHERR, Oberwachtmeister STRIMITZER, Oberwachtmeister FRÖSCHL, Oberwachtmeister KOFLER
12.02.1967 Flugtag KRUMPENDORF
13.05.1967 Flugtag KLAGENFURT (Eröffnung Österreichische Meisterschaft im Segelflug)
15.05.1967 Tag der offenen Tür THALERHOF
10.06.1967 Flugtag KAPFENBERG
18.06.1967 Flugtag TIMMERSDORF
16.07.1967 Flugtag GMUNDEN
09.08.1967 Flugtag KLOPEINERSEE
11.08.1967 Flugtag VELDEN
10.09.1967 Flugtag ASPERN
24.09.1967 Flugtag WELS
Silverbird 1968
30.06.1968 Überflug bei Markterhebung TRIEBEN
10.08.1968 Flugtag THALERHOF (Eröffnung der WM im Fallschirmspringen)
25.08.1968 Flugtag THALERHOF (Schlussfeier der WM im Fallschirmspringen)
Silverbird 1975
4 Saab J-105OE
Besatzung: Offiziersstellvertreter SCHÖNHERR, Offiziersstellvertreter STRIMITZER, Offiziersstellvertreter FRÖSCHL, Vizeleutnant EHRBAR
17.08.1975 GP von Österreich in SPIELBERG/KNITTELFELD
06.09.1975 1.Divisionsflugtag in LANGENLEBARN
Silverbird 1976
30.06.1976 – 01.07.1976 IAT GREENHAM Common England
11.09.1976 2.Divionsflugtag in ZELTWEG
weiterführende Informationen
Luftfahrzeug
Fouga CM-170 Magister
Militärpiloten:
Oberwachtmeister HEROLD
Oberwachtmeister KOFLER
Offiziersstellvertreter GUGGENBERGER
Offiziersstellvertreter FRÖSCHL
Offiziersstellvertreter SCHÖNHERR
Offiziersstellvertreter STRIMITZER
Offiziersstellvertreter WEGENSTEIN
Vizeleutnant EHRBAR