Frecce Tricolori – Bildungsreise 2023

Die vielen Videos und digitalen Bilder, die gleich nach der Rückkehr von unserer Studienreise nach Udine und Rivolto durch die verschiedensten Netze jagten, versprühen die Begeisterung über diesen Ausflug. 

Konnten wir doch gleich am ersten Frühlingstag des Jahres den Nachmittag bei wärmenden Sonnenstrahlen auf der Piazza Giacomo Matteotti in Udine ein kühles Bier oder einen Aperol Spritz genießen.

Den Höhepunkt der Reise aber erlebten wir am Tag danach auf dem Militärflugplatz in Rivolto nahe Udine anlässlich einer Privataudienz bei der „Frecce Tricolori“ – eine der größten Kunstflugstaffeln der Welt. 

Das alles wird uns lange in Erinnerung bleiben!

Aber der Reihe nach und von Anfang an:

Eine erste Kontaktaufnahme zum Teamleader Maggiore Pierluigi Raspa gab es bereits 2019 bei der Air Power in Zeltweg. Coronaregeln und das damit verbundene Zutrittsverbot zu militärischen Anlagen haben aber eine durchaus wohlwollende Reaktion unmöglich gemacht. Drei Jahre später, bei der Air Power 2022, war auch der italienische Airchief anwesend. Er war es, der unserem Vorstand dann eine Grundsatz-genehmigung aus Rom hat zukommen lassen. 

Diese Genehmigung wurde dem Luftwaffenattaché in der italienischen Botschaft in Wien weitergeleitet, der kurz nach Weihnachten diese befürwortet und einen Besuchstermin bei der „Frecce Tricolori“ für den 22.3.2023 genehmigt hat. Eine Terminverschiebung konnte wegen der intensiven Aktivitäten der italienischen Luftwaffe, die heuer ihr 100- jähriges Bestandsjubiläum feiert, nicht in Aussicht gestellt werden. Jetzt musste alles rasch gehen, unsere Vorstandsmitglieder waren gefordert.

 

Bei der Firma Tieber Reisen aus Judenburg wurde um ein Angebot für die Busreise und Übernachtung angefragt. Doro Kowatsch hat in dem Bulletin 1/23 alle Mitglieder über den geplanten Reiseverlauf informiert.

Roland Kobenz hat die Anmeldungen eingesammelt und eine Informationsbroschüre vom Feinsten zu dieser wehrpolitischen Bildungsreise 2023 der GFL verfasst.

Für 52 Teilnehmer – einer davon ist in Klagenfurt und fünf weitere sind erst bei der Dreiländerrast in Arnoldstein zugestiegen – begann am 21.3.2023 um 11:00 Uhr in Zeltweg die Studienreise 

313o GRUPPO ADDESTRAMENTO ACROBATICO/RIVOLTO

„FRECCE TRICOLORI“

Die Stadt Udine, die von den Italienreisenden auf ihrem Weg in den sonnigen Süden meist links liegen gelassen wird, war unser heutiges Etappenziel. Einst unter österreichischer Herrschaft wurde die Stadt auch als deutsch Weiden in Friaul genannt. Im Prager Frieden 1866 fielen dann aber Udine wie auch das ganze Umland an das neu gegründete Königreich Italien. 

Am späten Nachmittag fühlen wir uns auf dem ältesten Platz der Stadt, der durch eine Häuserfront auf allen Seiten geschlossen ist, irgendwie beschützt und genießen bei mediterraner Frühlingswärme unsere Getränke und das angenehme italienische Flair. 

Das Abendessen im Restaurant Manin wurde bei den im Steinofen gebackenen Pizzen zum gesellschaftlichen Ereignis. Bei reger Unterhaltung wurden vergangene und auch aktuelle Fliegererlebnisse ausgetauscht. Einige haben dann den Abend in der dem Hotel benachbarten Bar Civico 20 ausklingen lassen.

Keiner hat verschlafen und alle waren pünktlich um 06:30 Uhr am nächsten Morgen beim Frühstück. Die geplante Abfahrtszeit um 07:45 zur Air Base nach Rivolto konnte so eingehalten werden.

Der Militärflugplatz Rivolto befindet sich in der norditalienischen Region Friaul-Julisch Venetien etwa 18 km südwestlich von Udine auf dem Gebiet der Gemeinde Codroipo, knapp 3 km nordöstlich der Ortschaft Rivolto. Der Platz wird von der italienischen Luftwaffe verwaltet und ist als „Main Operating Base“ ausschließlich einer militärischen Nutzung vorbehalten. Neben der Kunstflugstaffel Frecce Tricolori ist das 2.Geschwader, ein zentraler operativer Verband der italienischen Luftwaffe, als Flugabwehrraketenverband auf dem Flugplatz stationiert. Sie sind auch für die Flugplatzinfrastruktur und verschiedenste Unterstützungsaufgaben zuständig. Weiters befindet sich am Platz auch eine wichtige Wetterstation des Air Force Meteorological Service.

Heute sind wir Gast auf dieser Air Base und werden vom derzeit verantwortlichen PR-Offizier Maggiore Ricardo Chiapolino empfangen und in englischer Sprache durch das heutige Geschehen geführt. 

Für die mit den Fachausdrücken nicht ganz so sattelfesten Teilnehmer übersetzt Doro Kowatsch in ein allgemein verständliches Deutsch.

Nach einem Überblick über die Basisdaten des Flugplatzes und die Lage der für das Training wichtigen Kardinalpunkte im Umgebungsbereich macht sich ein Teil der Staffel zu einem Übungsflug über Wasser nach Lignano auf. Dort markieren zwei Bojen eine fiktive Landebahn und der Aufenthaltsort der Zuschauer davor oder dahinter geben das „akrobatische Nord und Süd“ für die Piloten an. Oder gilt doch die geografische Ordnung und es ist gerade umgekehrt? 

Auch für den Übersetzer nicht so leicht zu durchschauen – es wird daher ausschließlich auf Sicht geflogen.

Wir sind mittlerweile zum Besucherzentrum im Südosten des Platzes übersiedelt. Hier hat die Frecce Tricolori ihre Abstellplätze und militärischen Einrichtungen. 

Mit den am Vorfeld ausgestellten Jets vergangener Jahrzehnte wird  der Beginn des Formationskunstflugs nach dem zweiten Weltkrieg gezeigt. Die erste italienische Kunstflugstaffel mit dem Namen Cavallino Rampante (Aufbäumendes Pferdchen) wurde 1954 aufgestellt. Mit der 

F-84G starteten die Getti Tonanti (Donnernde Jets) als deren Nachfolger. 1955 übernahm das Team Tigri Bianche (Weiße Tiger) diese Funktion. Das Team Diavoli Rossi (Rote Teufel) trat erstmals im Mai 1957 in Turin auf.

Ende1960 entschloss sich der Generalstab ein eigenes Kunstflugteam aufzubauen. Mit dieser Aufgabe wurde die 313o Gruppo betraut und

im Juli 1961 die Staffel auf den Namen „Frecce Tricolori“ getauft. Anfänglich wurde auf Canadair F-86E geflogen, dann 1963 auf Fiat G91 umgerüstet und seit 1982 bis heute werden Flugzeuge der Firma Aermacchi MB-339-A / PAN eingesetzt, die auch als leichtes Erdkampfflugzeug und Fortgeschrittenentrainer in Verwendung stehen. 

Die Staffel besteht aus zehn Flugzeugen, genannt „Pony“, die jeweils mit einer Nummer zwischen 1 und 10 gekennzeichnet sind. Während des Programms teilt sich die Staffel mehrmals in eine Fünfer- und eine Viererformation sowie einen Solisten, der zwischen den Programmteilen mit seiner Show die Wendigkeit der Maschine demonstriert. 

Die Belastungen auf Mensch und Maschine liegen zwischen +7 und -3 g.

Danach haben wir noch einmal die Seiten des Platzes gewechselt und sind zurück auf der Zuschauertribüne nördlich der Piste. Es wird uns, wieder mit fachkundiger Begleitung, eine Trainingseinheit der kompletten Staffel in voller Programmlänge vorgeführt. 

Besser geht´s wohl nicht!? 

Zu aller Überraschung beehrt uns auch noch der Comandante der 

313o Gruppo, Tenente Colonnello Stefano Vit, mit seinem Besuch. 

 

Für die Vorführung und den Einblicken in den Trainingsalltag eines Kunstflugpiloten bei der Frecce Tricolori bedankt sich unser Präsident Doro Kowatsch bei den beiden Gastgebern mit dem GFL-Wappen und steirischem Kernöl als Gastgeschenke.

Und um es nicht zu unterschlagen – Riccardo Chiapolino hat uns nicht nur ganz toll durch diesen Tag begleitet, er hat uns auch noch zu einem spontanen Mittagessen in das Agriturismo Al Casale in Codroipo vermittelt. Auch dafür können wir ihm dankbar sein, denn wir wurden dort mit Prosecco und Bruchetta empfangen und haben mit einem köstlichen Basilikumrisotto und Ragout mit weißer Polenta die traditionelle friaulische Küche kennen gelernt. Zu aller Freude hat die GFL auch noch die Getränkekosten übernommen!

So gestärkt haben wir gegen 16:00 Uhr die Heimfahrt angetreten.

Mit einer für uns sehr angenehmen Reisegeschwindigkeit hat uns unser Busfahrer Günther durch das Kanaltal gefahren. Die uns nacheilende italienische Behörde aber hat das ganz anders gesehen und verpasste uns als Strafe auf der Grenzstation zu Österreich eine Ruhepause.

Zwei kurze Aufenthalte gab es noch in Arnoldstein und Klagenfurt, wo die Kärntner und Salzburger ausgestiegen sind. Dann aber ging es ohne Zwischenfall zurück nach Zeltweg.

 

Eine ereignisreiche Studienreise ist zu Ende gegangen. Auf dem Luftwaffenstützpunkt in Rivolto haben wir Einblick in die Welt der berühmtesten und weltweit größten Kunstflugstaffel bekommen.

Die rund hundert Personen umfassende Mannschaft – Piloten, Techniker, Fotografen, Kontroller und Organisator… – arbeiten in einem Team, in dem nichts dem Zufall überlassen wird. Pro Jahr fliegt die Staffel auf rund 40 Airshows und demonstriert so mit ihren Flugzeugen vor einem Millionenpublikum die Stärken der Luftwaffe und der italienischen Industrie. 

Vom 16. bis 18. Juni findet in Practica di Mare bei Rom ein aviatischer Festakt anlässlich „100 Jahre italienische Luftstreitkräfte“ statt.

Die Frecce Tricolori wird dabei sein.

Wir wünschen „Glück ab – gut Land“

sagen Arrivederci und ein baldiges Auf Wiedersehen!

ein weiterer Bericht von Hr. Ainerdinger unter meinbezirk.at

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